Weihnachten ist für mich eine ganz zwiespältige Zeit. Klar mag ich das, was jeder mag: eingeschneite Weihnachtsmärkte, Schmalzkuchenduft, Lichterbögen in den Fenstern, die altbekannten Klassiker im Radio. Schön fühlt sich das an, vor allem wenn man Kinder hat.
Auf der anderen Seite steht dieser riesige industriegemachte Leistungsdruck, der augenscheinlich immer größer wird, desto schneller sich die materiellen Dinge weiterentwickeln. Ich sehe Menschen umherhetzen, die in ungezählten Plastiktüten Konsumgüter nach Hause schleppen. Menschen mit ausgestreckten Ellenbögen, die gegen andere zum Einsatz gebracht werden, nur um ja selbst der Schönste, Schnellste, Wichtigste zu sein.
Mein Gefühl mag mich täuschen, aber hinter vielen Gesichtern und Menschen, die mir über den Weg laufen, erkenne ich nichts als Verstelltheit. Masken. Weit entfernt von Authentizität. Ich sehe dabei zu, wie diese Menschen ihre Kinder maßregeln; Kinder, die nur Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie nicht so funktionieren, wie ihre Eltern denken sie müssten es. Keine Aufmerksamkeit einfach nur dafür, dass es sie gibt, kein liebevolles Wort ohne Gegenforderung, keine zärtliche Berührung nach dem Motto „Du bist gut so wie du bist und dafür hab ich dich lieb“. Stattdessen gibt’s plastiktütenweise Geschenke, die über den Kindern ausgeschüttet werden. Was wirklich drin ist in den hübsch gepackten Päckchen, ist das eigene Versagen und die damit einhergehenden Forderungen an die Kinder: Du machst das und wenn das nicht perfekt geschieht, bestraf‘ ich dich mit Liebesentzug. Geschundene Kinderseelen, kleine Menschen, die denken sie seien die Größten und die, wenn sie groß sind, anderen Menschen unendlich weh tun – was für ein gewaltiges Potenzial, um Gesellschaften zugrundezurichten!
Umso mehr freue ich mich immer dann, wenn ich Projekte unterstützen kann, die sich liebevoll für benachteiligte Menschen einsetzen. Die Wilmersdorfer Arcaden haben sich etwas ganz Schönes einfallen lassen: einen Weihnachtsbaum geschmückt mit den Wünschen obdachloser Menschen. Und so nahmen wir Hermanns Wunschstern mit nach Hause.
In diesem Sinne: Ein friedliches, besinnliches und liebevolles Weihnachtsfest euch allen da draußen!
keine Kommentare