Moabit

Ich muss eingestehen, dass es gar nicht so einfach ist, mit einem Teleobjektiv loszuziehen. Man kann die schönsten Motive aus dem Hinterhalt schießen, ja. Aber meinem Ziel, Moabit von seiner ganz eigenen Seite zu zeigen, bin ich leider nicht zufriedenstellend nahegekommen.

Ich wollte Menschen fotografieren: wie sie an den zahlreichen Gemüseständen einkaufen, wie sie miteinander kommunizieren, wie sich jung und alt, Migration und Nichtmigration gemeinsam ins Straßenbild einfügen. Es fiel mir äußerst schwer, draufzuhalten – deshalb, weil ich Privatsphäre für ein hohes Gut halte. Ich habe gemerkt, dass ich – zumindest ohne speziellen Auftrag wie das bei einer Hochzeit der Fall ist – unheimliche Probleme habe, mich gegen diesen inneren Respekt zu widersetzen.

Vielleicht ist das aber auch gut so. Rechtfertigt ein gutes Portrait etwa die Tatsache, dass jemand ohne seine Zustimmung im Netz veröffentlicht wird? Ich weiß es nicht. Es gibt da diese und jene Meinungen und ich ziehe den Hut vor jenen, die sich einfach keinen Kopp darum machen.

Deshalb seht ihr hier größtenteils Straßenszenen und Gebäude, die ja womöglich auch ihren Reiz haben. Alle Bilder sind entstanden mit einem 70-200er Telezoom bei Blende 4, ISO 400-640. Bis auf das letzte, das ich mit einem 28er Weitwinkelobjektiv fotografiert habe.




4 Kommentare

Daniela - 31. Januar 2011 - 23:27

Ich kann dich gut verstehen…es gibt so tolle menschliche Motive, Szenen und Momente auf der Straße zu sehen, aber ich habe auch große Hemmungen, wenn ich mit meiner Kamera unterwegs bin, einfach auf die Leute draufzuhalten und zu knipsen.
Ich denke immer, dass ich dann eine Grenze überschreite.
Aber auch ohne Menschen mag ich die Bilder von deiner Fototour!

Einen lieben Gruß
Daniela

Micha - 1. Februar 2011 - 10:20

Liebe Daniela,

vielen Dank für dein Feedback und gut zu wissen, dass ich nicht die einzige mit Hemmungen bin 😉 . Üben wir einfach noch ein bisschen weiter oder aber, wenn das nicht klappt, fotografieren wir einfach die anderen interessanten Motive des Lebens – es gibt so viele!

Liebe Grüße zurück nach Bremen
Michaela

Anja - 8. Februar 2011 - 21:37

Bin noch keine 5 Minuten hier, aber Deine Werke sprechen mich doch sehr an.
Ich möchte mal kurz auf das Thema Menschen fotografieren eingehen.
Tatsächlich wird es ja heutzutage immer öfter diskutiert, das „Recht am eigenen Bild“ und es ist wirklich so, dass man eigentlich vorher alle fragen müsste, ob sie mit auf Fotos wollen/dürfen.
Vielleicht kommen daher Deine Hemmungen, ich kann dies gut nachvollziehen, mir geht es da ähnlich bei solchen Motiven.
Dies ist sehr schade, denn ich finde, gerade solche ungestellten Fotos haben diesen besonderen Reiz der in einer solchen Reportage eben nicht fehlen sollte – wenn man sich den traut.
Wie sagt man also so schön, guter Rat ist teuer!

Liebe Grüße
Anja

Micha - 12. Februar 2011 - 09:20

Vielen lieben Dank, Anja, für deinen Beitrag!

Wenn es denn wirklich guter Rat wäre, der da teuer ist. Das, was letztendlich teuer werden kann, ist doch die Rechnung des Anwalts, wenn sich wirklich mal jemand unberechtigt fotografiert im Netz wiederfindet und: wenn er eben einen schlechten Tag hat und weiß, was er rausholen kann. Die Gesetze sind da an manchen Stellen schwammig, aber wenn du wirklich mal auf einen Verrückten triffst, der weiß, wie er’s anstellen muss, dann kannst du schnell ein paar Tausende los sein.

Ansonsten stimme ich voll mit dir überein: Ich kann keine Emotionen ins Bild zaubern, wenn ich jemanden vorher frage, ob ich ihn portraitieren darf. Da mag es vielleicht Ausnahmen geben, aber Menschen verhalten sich nun mal anders, wenn sie wissen, dass eine Kamera auf sie gerichtet ist. Diese Fotos möchte auch ich nicht machen. Jedenfalls gehört das nicht zum Reportagestil, so wie ich ihn mir vorstelle – auch hier gibt’s natürlich Ausnahmen wie Schnappschüsse zwischendurch mal.

Bleibt also das Risiko abzuwägen und in jeder Situation neu zu bewerten. Ich jedenfalls freue mich auf die Zeit, in der ich in die Hochzeitsfotografie einsteige: mit offiziellem Auftrag des Brautpaares, ihren Tag ungestellt zu begleiten. Dann werde ich mich austoben, das ist gewiss!

Beste Grüße aus Berlin nach Havelberg
Michaela

E-Mail-Adressen werden nicht angezeigt. Erforderliche Felder sind gekennzeichnet mit *

*

*

There was an error submitting your comment. Please try again.

F a c e b o o k
I m p r e s s u m
P r e i s e
F a c e b o o k